Was kostet ein indischer Entwickler?

Sascha Thattil
5 min readOct 27, 2023

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Vor einiger Zeit habe ich mal einen Beitrag dazu geschrieben, was ein indischer Programmierer kostet. Darin habe ich auch unterschiedliche Gehälter angegeben.

Zum Beispiel, dass ein PHP Programmierer zirka 25'000 Rs. im Monat verdient, wenn dieser ein Jahr Berufserfahrung hat. Das stimmt zum Teil immer noch. Es haben sich jedoch ein paar Dinge verändert.

Besonders wenn ein Softwareentwickler mehr als 4 bis 5 Jahre Arbeitserfahrung gesammelt hat, kann es sein, dass sich die Zahlen stark verändern. Zum Beispiel ist das der Fall in Programmiersprachen wie C++ oder Java.

Zum Beispiel ist im Bereich C++ der Anfang immer noch relativ gering. Die Steigerungen sind jedoch eher rasant. Nicht selten verdient ein solcher Entwickler bereits 120'000 Rs. (Abkürzung für indische Rupien) bis 150'000 Rs. im Monat, auch wenn dieser nur 3 Jahre Berufserfahrung hat. Dies wären dann bereits umgerechnet 1411 Euro (derzeitiger Umtauschkurs: 1 Euro = 85 Rupien) bis zu 1764 Euro im Monat. Also bereits eine Steigerung zu den früheren Zahlen. Denn da hätte solch ein Mitarbeiter eventuell nur die Hälfte von diesem Betrag verdient.

Weltweit steigende Nachfrage nach IT Dienstleistungen

In der Statistik welche hier angezeigt wird, sieht man, dass die weltweite Nachfrage nach IT Services weltweit von 2016 von 867 Milliarden US Dollar auf 1241 Milliarden US Dollar im Jahr 2023 zugenommen hat. Das ist eine Steigerung um 30 Prozent in einer relativ kurzen Zeit.

Laut der Statistik sieht es so aus, dass dieser Wert auf 1770 Milliarden US Dollar im Jahr 2028 ansteigen wird. Eine weitere Steigerung um mehr als 40 Prozent.

Die Herausforderung ist natürlich, dass es, auch weltweit, gar nicht so viele Programmierer gibt. Auch gibt es kaum ein Land, das so viele Programmierer ausbildet. Auch nicht unbedingt in Indien.

Daher kann man davon ausgehen, dass die Gehälter und Kosten für die Softwareentwicklung weltweit ansteigen werden.

Ausbildungssituation in Indien/ Geopolitische Änderungen

Ein Faktor ist, wie bereits erwähnt, die Ausbildung von neuen IT Fachkräften. In Südasien gab es lange Zeit nur die Option, in den IT Sektor zu gehen. Weil andere Sektoren schwach waren oder es diese überhaupt nicht gab.

Man kann jedoch davon ausgehen, dass sich dies in Zukunft ändern wird. Geopolitisch nimmt Indien, aber auch andere Länder, eine immer wichtigere Rolle ein.

Zum Teil wird Indien als Gegenpol zu China gesehen. Und immer mehr Produktionsstätten werden auf den Subkontinent verlagert. Damit ergeben sich auch neue Arbeitsstellen in den Bereich Logistik, Import/ Export, in Fabriken, als Manager in diesen Bereichen und viele mehr.

Damit wird auch die Anzahl der Menschen weniger, welche in den IT Bereich gehen werden. Das kann man aber weltweit feststellen, nicht nur in Südasien.

Was bedeutet das für die IT?

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Kosten in der IT und für Entwickler in Indien in das Unendliche gehen werden. Denn das generelle Gehaltsniveau dort ist eher niedrig. Danach werden sich auch die Einkommen richten.

Jedoch kann man davon ausgehen, dass es nicht mehr so günstig sein wird, wie es zum Beispiel noch vor 10 oder 15 Jahren war, wo die meisten Drittweltländer tatsächlich noch Drittweltländer waren.

Länder wie Indien, Thailand, Vietnam und ähnliche sind immer mehr Schwellenländer. Sogar die Ukraine, die als relativ verarmt galt und jetzt auch noch in einem langen Krieg ist, ist eher ein Schwellenland.

Kann man im Offshore Outsourcing immer noch Geld sparen?

Diese Frage kann man ganz klar bejahen.

Denn auch im Westen sind die Einkommen für Softwareentwickler gestiegen. Im Vergleich schafft man immer noch eine Kostenersparnis von zirka 50 Prozent.

Aber dieser Prozentsatz lässt sich eventuell nicht in allen Programmiersprachen durchsetzen. Denn in manchen Programmiersprachen gibt es weltweit einen Engpass.

Bei anderen Programmiersprachen und Frameworks ist die Lage dann wiederum nicht so angespannt.

Die kurzfristigen Auswirkungen von C

Die C-Welle die zirka im Jahr 2019 startete, hatte starke Auswirkungen auf die Kosten für Softwareentwicklung, auch in Indien. Denn die Nachfrage nach Remote Arbeit und noch besonders mehr nach Digitalisierung von Schulen, Behörden, Konzernen und vielem mehr stieg stark an.

Das hatte auch eine Auswirkung auf die Stundensätze und Gehälter von IT Spezialisten. Denn die Nachfrage war extrem.

Es ist aber nicht so, dass gleichzeitig viel mehr indische Programmierer auf den Markt gekommen sind.

Das hat dann für eine kurzfristige und starke Erhöhung der Gehälter und Kosten geführt.

Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Auswirkungen mit der Zeit wieder ablassen werden.

Besonders wegen des derzeit tobenden Ukraine Kriegs und auch den weiteren Unruhen (Israel, etc.) kann man davon ausgehen, dass die Nachfrage zwar steigen wird, aber nicht so stark wie zur C-Welle.

Lohnt es sich, noch aus Indien einzukaufen?

Auch diese Frage würde ich mit Ja beantworten.

Denn es gibt nur noch wenige IT Ousourcing Standorte die viele Programmierer haben und gleichzeitig noch relativ günstig sind.

Osteuropa war lange Zeit günstig. In der Realität ist es heutzutage so, dass fast ganz Osteuropa Teil der europäischen Union geworden ist. Was dazu geführt hat, dass ein polnischer oder bulgarischer oder rumänischer Programmierer auch ganz einfach in Deutschland, zum Beispiel in Berlin, oder in Frankreich oder in einem der vielen anderen EU Länder arbeiten kann.

Auch für Ukrainer sollte es derzeit nicht schwer sein, in die EU einzureisen.

Es bleibt also eigentlich nur noch Asien (höchstwahrscheinlich wird in den nächsten Jahren auch ganz Afrika als IT Standort kommen, aber das bleibt noch abzuwarten) um Software entwickeln zu lassen.

Amerika war und ist der grösste Abnehmer von Offshore Outsourcing Dienstleistungen

Auch heute noch ist die USA der Top Importeur von IT Dienstleistungen von indischen Entwicklern. Denn in Amerika sind die grössten IT Unternehmen der Welt ansässig und auch viele Hidden Champions, die man zwar nicht kennt, aber sehr viele Programmierer beschäftigen.

Im Grunde ist Nordamerika das Softwareprodukt Hub und die Dienstleistungen dafür kommen aus Südasien.

Aber auch in Europa erkennt man mehr und mehr die Vorteile des Offshore Outsourcings. Auch wegen des Kostenanstiegs in Osteuropa.

Fazit

Die Lage am IT Markt bleibt spannend.

Besonders für Agenturen und IT-Dienstleister kann es Sinn machen, weiteres Personal in Asien zu suchen. Auch weil die Nachfrage nach IT Dienstleistungen in Deutschland immer stärker wächst.

Gleichzeitig gibt es in der Bundesrepublik nicht genug IT Fachkräfte, welche diesen Bedarf decken. Die Mitarbeiter reichen gerade mal aus, Konzerne wie SAP, Microsoft, Siemens, Bosch und andere zu bedienen. Kleinere Firmen sollten jedoch auf Möglichkeiten wie das Offshore Outsourcing setzen.

Autor: Der Autor arbeitet bei YUHIRO und stellt indische Programmierer für Agenturen und IT Dienstleister aus Deutschland bereit.

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Sascha Thattil

Entwicklerbereitstellung in Indien für Agenturen und Softwareunternehmen @Software_India #YUHIRO.DE