Meine Erfahrungen mit indischen Entwicklern
Einige Jahre zuvor hatte ich mal (zirka 5 Jahre zuvor) über meine Erfahrungen mit indischen Entwicklern geschrieben.
Die meisten Ansätze welche ich damals hatte, haben sich bereits geändert.
Besonders wie die Zusammenarbeit mit Teams in Indien im Genauen aussehen sollte.
Jedoch hier nochmal die Informationen aus dieser Zeit:
Es gibt im Grunde genommen zwei Wege wie Outsourcing nach Indien funktionieren kann.
Weg 1. Aufbau eines langfristigen Teams
Besonders kurzfristige Engagements klappen meistens nicht. Die Entwickler brauchen einfach zu lange um sich an den Kunden (Arbeitskultur, Kommunikationsstil und länderspezifische Kultur) und das Projekt gewöhnen.
Auch ein lokaler Mitarbeiter in Deutschland braucht laut unterschiedlichen Studien (zum Beispiel die Entengo Studie aus dem Jahr https://www.etengo.de/files/etengo/web/download/Studie_Freelancer_vs_Festangestellter.pdf) zirka 6 Monate um produktiv zu werden.
Daher kann man sich auch gut vorstellen, dass eine Person in Indien mindestens die gleiche Zeit benötigt um Resultate liefern zu können.
Weg 2. Am besten Produktbasiert
Besser noch als Service Dienstleistungen zu erbringen, macht es Sinn an Softwareprodukten arbeiten zu lassen.
Hier ist man nicht unbedingt einer “Deadline” und ständig ändernden Anforderungen ausgesetzt, wie in Service Dienstleistungen (wie zum Beispiel Portal oder Website Projekte).
In “Ruhe” können die Entwickler in Indien das Produkt aufbauen, warten, testen und weitere Funktionaltiäten programmieren.
Service Dienstleistungen gehen auch, aber die richtige Strategie ist gefordert
Wenn man zum Beispiel ein Freelancer oder eine Agentur aus Deutschland ist, und der Plan ist, die indischen Entwickler, Webseiten und Portale für die eigenen Kunden umsetzen zu lassen, dann ist eine gute Strategie wichtig.
Teilbereiche dieser Strategie sind:
a) Guter Auswahlprozess um die passenden Entwickler zu finden: Am besten erfahrene Entwickler (mehr als 4 Jahre Berufserfahrung), mit guten kommunikativen Fähigkeiten, welche bereits in ähnlichen Arbeitsverhältnissen (direkt mit dem Kunden aus Deutschland, etc.) gearbeitet hat.
b) Zeit lassen: Es braucht ein wenig Zeit, bis die Zusammenarbeit klappt und reibungslos verläuft. Die indischen Mitarbeiter brauchen die Zeit um herauszufinden wie der Kunde tickt und welche Anforderungen zu den Themen Qualität, zeitliche Liefertermine, etc. bestehen. Dies kann einige Monate dauern. In dieser wird man die eine oder andere Herausforderung antreffen. Danach klappt es jedoch in den meisten Fällen, besonders wenn man den richtigen Programmierer/ die richtige Programmiererin ausgewählt hat.
Andere Dinge die es zu beachten gibt
Man sollte nicht vergessen, dass Outsourcing nach Indien, in Deutschland noch nicht als selbstverständlich betrachtet wird.
Wichtig ist daher, dass alle aus dem eigenen Team in den Entscheidungsprozess involviert sind.
Besonders gut ist dabei immer, wenn der Mitarbeiter der später mit dem indischen Kollegen/ Team zusammenarbeitet auch bei dessen Auswahl involviert ist und ein Mitspracherecht hat in diesem Prozess.
Kosten sparen?
Die Hauptherausforderungen, welche Freelancer und Agenturen in Deutschland haben, sind zum einen die hohen Kosten für den Ausbau des eigenen Teams (hohe Gehälter und Abgaben, hohe Kosten für den Aufbau von Infrastuktur (Büroraum, Ausstattung,etc.), hohe Admin-Kosten, etc.)
Die eigene Unternehmung kosten sparend zu skalieren ist daher immer ein Hauptaugenmerk.
Kann man jedoch mit indischen Programmierern wirklich sparen? Manche sagen ja auch, dass diese sehr langsam sind beim Arbeiten.
Meine Erfahrung sagt, dass wenn man die richtigen Leute einstellt, diese auch gute Arbeit leisten können.
Man sollte jedoch besonders den Punkt, “erfahrene Entwickler einstellen” berücksichtigen.
Die Stundensätze für erfahrene Entwickler liegen zwischen 12 Euro und 50 Euro.
Hier noch ein paar Informationen zu Gehältern von indischen IT Experten (Vorsicht, dass sind die Gehälter, nicht die Stundensätze, welche der Dienstleister auf dem Subkontinent berechnet.)
Fachkräfte finden?
Der andere wichtige Grund, warum Unternehmen aus Deutschland zunehmen auf den Subkontinent für Fachkräfte schauen, ist wegen der Schwierigkeit, gute Leute vor Ort zu finden.
Dann macht es oft Sinn nach Osteuropa oder Asien zu blicken. Dort ist der Arbeitsmarkt noch nicht so angespannt, wie es zum Beispiel in Deutschland oder der Schweiz der Fall ist.
Und tatsächlich, es sollte möglich sein kompetente Mitarbeiter zum Beispiel in dem südasiatischen Land zu finden.
Die Vorteile gegenüber dem Nearshoring
Nearshoring (also die Verlagerung in näher liegende Länder wie Rumänien, Bulgarien, Ukraine, Polen, etc.) ist eine Alternative zu Indien.
Jedoch sind auch die Arbeitsmärkte in den Nearshoring Standorten angespannt.
IT Experten können von dort ganz einfach nach Frankreich, Deutschland, Niederlande oder ein anderes Hochlohnland in Europa umziehen. Es gibt keine Schranken.
Es studieren nur, relativ zum Subkontinent, wenige Ingenieurs- oder Computerwissenschaften. Gleichzeitig rekrutieren westliche IT Unternehmen massiv an Nearshore Standorten.
Die Kosten für eine Entwicklung dort steigen also auch relativ rasant an.
Das Ziel beim Nearshoring ist daher, eher der Zugriff zu einem zusätzlichen Arbeitsmarkt, anstatt einer Kostenersparnis.
Fazit
Ein Blick auf den Subkontinent macht Sinn. Die Service und die IT Experten von dort bilden sich immer weiter, kennen sich langsam aber sicher auch immer besser mit Frontendtechnologien aus und arbeiten auf einem international hochwertigen Niveau.
Zusatzinfo:
Viele der IT Experten welche ich auf dem Subkontinent kennengerlernt habe, sind in Projekten eingesetzt, welche global oder in Grossunternehmen angesiedelt sind und eine sehr hohe Komplexität aufweisen. Die Annahme, dass dort nur einfache Aufgaben ausgeführt werden, stimmt also nicht mehr.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Ich freue mich auf einen Austausch.
Andere Beiträge von mir zum Thema:
Hier ein Video wie eine Zusammenarbeit mit einen IT Dienstleister auf dem Subkontinent aussehen kann:
Autor: Sascha Thattil
Titel: Geschäftsführer und Projektmanager bei YUHIRO — Spezialisiert auf die Bereitstellung von indischen IT Experten